Beer/Paul: Schulen und Familien auf das neue Schuljahr vorbereiten
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen und dem Beginn des neuen Schuljahrs in NRW in zwei Wochen erklären Josefine Paul, Vorsitzende und kinder- und jugendpolitische Sprecherin, und Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion NRW:
Beer: „Schulen und Schulträgern droht nach den Sommerferien ein Déjà-vu-Erlebnis. Weil Schulministerin Gebauer wie bereits im vergangenen Jahr Förderprogramme und Richtlinien erst in letzter Sekunde in den Sommerferien aufstellt, sind Luftfilter in den Klassenräumen in NRW weiter Mangelware. Anstatt umfassende Maßnahmen zu treffen, um die Schulen zu möglichst sicheren Orten zu machen, liefert die Landesregierung Laschet weiterhin nur ein Stückwerk, schiebt Entscheidungen auf die Kommunen ab und versucht, Infektionsrisiken wegzudefinieren. So bleiben Erkenntnisse der Aerosolforschung bei der Förderung für Luftfilter in Klassenräumen weiter außen vor: Das Land behauptet weiterhin, dass sie nur eingeschränkt für eine bestimmte Raumkategorie von Nutzen sind. Dabei benötigen wir im Bemühen, die Schulen möglichst sicher zu machen, alle uns zur Verfügung stehenden Bausteine im Kampf gegen diese Pandemie: Die AHA-Regeln müssen befolgt werden, gleichzeitig ist darauf zu achten, auch die Schülerverkehre und die Schulanfangszeiten wieder mehr zu entzerren. Alleine eine offene Tür zum Flur reicht dafür nicht aus, es braucht eine wirklich Querlüftung. Zusätzlich müssen Luftfilter dort eingesetzt werden, um die Aerosole wirksam zu reduzieren. Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen zudem auch dafür genutzt werden, die Kindertageseinrichtungen mit Luftfilteranlagen auszustatten. Passiert all das, was für einen möglichst sicheren Schul- und Kitabetrieb nötig ist, zeigt sich: Das Land hat viel zu geringe Summen freigegeben. Es ist ein Armutszeugnis für die Landesregierung, dass nach zwei Ausnahmeschuljahren erneut die passenden Rahmenbedingungen fehlen, um einen möglichst sicheren und guten Unterricht zu gewährleisten, gerade mit Blick auf die sich anbahnende pandemische Lage im Herbst. Da reicht es nicht, das Mantra vom Präsenzunterricht zu verkünden und gleichzeitig blauäugig auf das Prinzip Hoffnung zu setzen.
Paul: „Das beste Mittel im Kampf gegen Corona sind und bleiben die Impfungen. Es ist gut, dass auch Zwölf- bis 17-Jährige ein Impfangebot erhalten. Die Landesregierung ist jetzt allerdings gefordert, einfache, klare Aufklärung und Informationen für Eltern und Jugendliche bereitzustellen. Neben dem Impfangebot in Impfzentren und durch die Kinderärzte braucht es zudem weitere aufsuchende Angebote für Familienimpfungen, beispielsweise in Stadtteilzentren oder Jugendeinrichtungen. Bis die Stiko ausreichend Daten zu Verfügung hat, um gegebenenfalls eine generelle Impfempfehlung auch für Kinder ab zwölf Jahren auszusprechen sowie für die Kinder unter zwölf Jahren muss der Fokus allerdings weiter darauf liegen, möglichst viele Erwachsene zu impfen. Das gilt im besonderen Maße für Erwachsene, die privat, beruflich oder ehrenamtlich viel Kontakt zu Kindern haben. Dabei ist hier wichtig, den Menschen unkomplizierte Impf-Angebote zu machen, zum Beispiel mit mobilen Impfteams und Impfangeboten direkt in Stadtteilzentren und Hochschulen, auf Marktplätzen und vor Supermärkten. Jetzt ist es an der Zeit, dass sich die Erwachsenen solidarisch mit den Kindern und Jugendlichen zeigen, und sich impfen lassen. Zudem muss weiterhin getestet werden und dies nicht nur ein bis zweimal pro Woche, vorzugsweise am Arbeitsplatz.