Offener Brief an die WN: Kinder werden nicht sexualisiert, sie werden aufgeklärt
Den folgende Brief habe ich an an den Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Herrn Dr. Tiemann versandt. Der Brief bezieht sich auf die Berichterstattung der WN vom 5.12.2015, welche unter folgendem Link eingesehen werden kann: www.wn.de/Angst-vor-Indoktrination-Kinder-werden-sexualisiert
Sehr geehrter Herr Dr. Tiemann,
sehr geehrte Redaktion der Westfälischen Nachrichten,
die Vielfalt der Lebens- und Liebensformen der Menschen in unserem Land ist eine Bereicherung für die Gesellschaft – auch und gerade in Nordrhein-Westfalen. NRW ist bunt und vielfäl-tig. Dazu bekennt sich Rot-Grün ausdrücklich und unterstützt mit zahlreichen Maßnahmen Akzeptanz und Sichtbarkeit aller Lebensformen in NRW.
Das respektvolle Miteinander von Menschen unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft, körperlicher und geistiger Fähigkeiten, aber auch sexueller und geschlechtlicher Identitäten steht dabei im Mittelpunkt. Die Akzeptanz unterschiedlicher Lebensformen basiert eben gerade nicht auf der Bevorzugung einer Partnerschafts- oder Familienform.
Die Realität der menschlichen und gesellschaftlichen Vielfalt abzubilden und sich mit ihr auseinanderzusetzen ist selbstverständlich auch Aufgabe von Schule. Denn Schule ist Lern- und Lebensort junger Menschen, der einen wichtigen Beitrag zur Demokratieerziehung und Menschenrechtsbildung leisten kann und muss. Dazu gehört die Förderung von Akzeptanz gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen ebenso wie der Abbau von Diskriminierungen durch Aufklärung, nicht nur bezüglich rassistischem und fremdenfeindlichem Gedankengut, sondern auch bezüglich Homo- und Transphobie sowie Sexismus.
Ich halte deshalb die wichtige Arbeit von Antidiskriminierungs-Projekten wie „SchLAu“ (schwul-lesbisch-bi-trans*-SchulAufklärung) und „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ für unverzichtbar. Sie setzen sich für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ein und sind ein wesentlicher Baustein der politischen Bildung.
Im kommenden Jahr plane ich eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „gesellschaftliche und menschliche Vielfalt in der Schule“, zu der ich Sie hiermit herzlich einladen möchte. Ich würde mich freuen, Sie in diesem Rahmen als Diskussionspartner gewinnen könnten. Eine Einladung erhalten Sie in der nächsten Zeit.
Bis dahin verbleibe ich mit besten Grüßen
Josefine Paul