Kinderrechte in der Pandemie stärken
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind seit Beginn der Pandemie in ihren Lebensräumen, Alltagswelten und Entwicklungsmöglichkeiten besonders eingeschränkt. Trotzdem werden ihre Situation und ihre besonderen Bedürfnisse im politischen Diskurs über die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu wenig berücksichtigt.
Seit dieser Woche können Schüler*innen aller Jahrgangsstufen in NRW wieder in die Schule und seit dem 22. Februar können Kitas wieder von allen Kindern besucht werden. Auch wenn Schulen und Kitas wichtige Bezugspunkte in ihrem Alltag sind, so gehen Lebenswelten und Entwicklungsräume von Kindern und Jugendlichen darüber hinaus.
Kinder und Jugendliche brauchen Entwicklungsräume
Die Schließung von Jugendeinrichtungen oder Sport- und Kulturangeboten verändern den Jugendalltag massiv. Kinder und Jugendliche bewegen sich weniger und es fehlen Orte der Begegnung mit Gleichaltrigen zur altersangemessenen Alltagsbewältigung und der Möglichkeit des psychosozialen Ausgleichs. Kinder müssen spielen, toben und auch streiten können. Wir brauchen nun einen Stufenplan, in dem auch Präsenzangebote für Kinder und Jugendliche, aber auch Bewegung, Spiel und Sport Berücksichtigung finden. Sportangebote für Kinder bis 14 Jahre wieder zu ermöglichen ist ein erster Schritt. Darüber hinaus muss das Land kurzfristig Mittel zur Verfügung stellen, um niedrigschwellige, offene Angebote für Kinder und Jugendliche auf Spielplätzen, Freiflächen und in Hallen (mit großen Abständen) zu unterstützen.
Benachteiligungen verschärfen sich in der Krise
Besonders für Kinder und Jugendliche in prekären Lebenslagen oder mit besonderen Herausforderungen brauchen wir Präsenzangebote. Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen haben bereits bestehende Probleme und Schieflagen in der Gesellschaft verdeutlich und verschärft. Expert*innen gehen davon aus, dass die Armut von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Folge der Pandemie und den Corona-Schutzmaßnahmen steigen wird. Zudem haben die psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen im Laufe der letzten Monate zugenommen. Besonders für Kinder aus benachteiligten Familien verschärft sich die Situation durch beengte Wohnverhältnisse, fehlende materielle Ressourcen und mangelnde Unterstützungsmöglichkeiten durch die Eltern noch deutlicher.
Starker Kinderschutz auch in der Pandemie
Die Sorge vor häuslicher Gewalt, die durch die Pandemie begünstigt werden könnte, besteht immer noch. Gleichzeitig erschwert die Pandemie die Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen, die Gewalt erfahren haben. Daher müssen Anlaufstellen und Schutzangebote für Kinder und Jugendliche gerade in Zeiten von Schließungen oder eingeschränkter Zugänglichkeiten von Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen breit bekannt gemacht werden. Kinder und Jugendliche müssen wissen, wo sie Schutz und Unterstützung finden.
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stärken
Nicht zuletzt haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene seit Beginn der Krise häufig den Eindruck, dass ihre Interessen, Bedarfe und Rechte nur wenig Berücksichtigung und Gehör finden. Dabei können sie als Expert*innen in eigener Sache wichtige Hinweise zum Alltag junger Menschen in der Corona-Krise liefern sowie Ideen zur besseren Berücksichtigung der Kinderrechte bei allen Maßnahmen einbringen. Deshalb müssen Möglichkeiten geschaffen werden, wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene befragt und einbezogen werden können. So könnten junge Menschen, ihre Selbstorganisationen und Interessenvertretungen beispielsweise in einem Pandemierat beteiligt werden. Durch digitale Kinder- und Jugendkonferenzen und kommunale Befragungen können möglichst viele junge Menschen einbezogen werden.
Mehr Beteiligung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Pandemie
Wir müssen nun Lebens- und Entwicklungsräume jenseits von Kitas und Schulen in den Blick nehmen und Kinder und Jugendliche bei Entscheidungen einbeziehen. Im Positionspapier “Kinderrechte in der Pandemie stärken“ der GRÜNEN Landtagsfraktion in NRW fordern wir unter anderem:
- Konzepte für einen Stufenplan, der Präsenzangebote in der Kinder- und Jugendarbeit durch Wissenschaft und Praxis ermöglicht, insbesondere für Kinder und Jugendliche in prekären Lebenslagen oder mit besonderen Herausforderungen.
- kurzfristig Mittel zur Verfügung zu stellen, um niedrigschwellige, offene Angebote für Kinder und Jugendliche auf Spielplätzen, Freiflächen und in Hallen zu unterstützen.
- bereits jetzt zusätzliche Programme für Jugend- und Familienfreizeiten auf den Weg zu bringen.
- Freiwillige, kostenfreie und regelmäßige Testungsmöglichkeiten für Mitarbeitende der ambulanten und stationären Kinder- und Jugendhilfe schaffen.
- Kinder- und Jugendvertreterinnen und -vertreter in den Pandemierat einzubeziehen.
- neue Formate für mehr Beteiligung junger Menschen zu entwickeln: digitale Kinder- und Jugendkonferenzen, kommunale Befragungen zur aktuellen Situation und Bedarfen.